Es gibt unterschiedlichste Arten von Tierquälerei und
Vernachlässigung. Hier folgt die Geschichte von Fina, dem Galgo-Mädchen, das
kostenlos im Internet angeboten wurde.
Vor zwei Jahren, als Fina zwei Jahre alt war, brach sie sich
einen Oberschenkel; der Galguero erzählte, dass das beim Spielen passiert sei,
was selbstverständlich gelogen war. Diese Lügengeschichte wurde mir
aufgetischt, nachdem das Bein gebrochen war und der Galguero wusste, dass Fina
nun nie mehr zur Jagd zu gebrauchen sein würde. Weil der Mann für die Hündin
teuer bezahlt hatte, beschloss er, sie tierärztlich behandeln zu lassen und als
Zuchthündin zu verwenden, um wenigstens ihre Welpen zu Geld machen zu können.
Die notwendige Operation kostete 600 Euro, wobei der Tierarzt nach eigener
Auskunft eine Platte und Schrauben einsetzte. Allerdings war die Behandlung ein
völliger Fehlschlag, denn Fina litt weiterhin unter starken Schmerzen und zog
aus diesem Grunde das betroffene Bein hoch, um es nicht zu belasten. Darüber
hinaus hatte sie ständig einige kleine offene Wunden an den Stellen, wo sich im Bein die Schrauben befinden
sollten.
Der Galguero ging nicht wieder mit Fina zum Arzt, um ihren
Beschwerden auf den Grund zu gehen, denn alles, was er wollte war, dass sie
läufig wurde und die ersten Welpen warf.
Fina allerdings erwies sich als echtes weibliches Wesen und
kam aufgrund von Schmerzen und Unbehagen nicht in Hitze, weshalb ihr Besitzer
nach zwei Jahren das Handtuch warf und beschloss, die Hündin zu verschenken;
sie hatte ihm ausschließlich Kosten verursacht und keinerlei Einkünfte
beschert. Also wurde das Tier im Internet inseriert, wo wir sie entdeckten und
beschlossen, sie in unsere Residencia in Valladolid zu holen, bevor sich das
kranke Tier als unvermittelbar erwies und deshalb getötet würde. Bei uns wurde
sie mit dicken, weichen Decken, gutem und leckerem Futter und viel, viel Liebe
verwöhnt, was sie genoss –sie war unbeschreiblich lieb und dankbar, eine ganz
außerordentlich entzückende Hundeperönlichkeit.
Inzwischen hatte auf der anderen Seite der Welt, um genau zu
sein in Regina in der kanadischen Provinz Saskatchewan, ein Mann, der bereits
zwei Galgos namens Piny und Canelo adoptiert hatte, Finas Bild im Internet
entdeckt und beschlossen, dass er auch sie aufnehmen wollte. Er beabsichtigte,
sie in einer kanadischen Spezialklinik untersuchen zu lassen und zu versuchen,
ihren Zustand zu verbessern. Nach einer langen und komplizierten Reise kam Fina
in Regina an, und zwei Wochen später wurden Röntgenbilder gemacht, deren
Analyse Besorgnis erregte. Die offenen
Wunden hatten sich in der Zwischenzeit infiziert, vielleicht durch die
beschwerliche Reise, und das Bein hatte sich nach zwei Jahren, in denen es nur
hochgezogen worden war, derartig verändert, dass es inoperabel war. Es war
absehbar, dass das Bein Fina auch in Zukunft nur Schmerzen und Beschwerden bereiten
und niemals ein funktionierender Körperteil sein würde. Also wurde die Amputation beschlossen;
die Hündin würde ihr Bein eh kaum vermissen, denn es schmerzte sie und sie
benutzte es seit Jahren nicht mehr.
Nur wenige Tage später erfolgte die Operation, denn die
Infektion war schwer. Bei der näheren Untersuchung des abgenommenen Beins
stellte sich heraus, dass die eingesetzte Platte aus einem Stück Plastik
bestand und als Schrauben Kabelbinder verwendet worden waren, während für
solche chirurgischen Zwecke ausschließlich Titan als Material eingesetzt werden
darf. Es ist wirklich unglaublich! Kein Wunder, dass Fina starke Schmerzen
hatte, denn ihr Körper wehrte sich gegen die ungeeigneten Materialien. Dieser
Tierarzt sollte seine Zulassung verlieren! Er war nur hinter dem Geld her;
Finas Besitzer hätte allerdings auf einer Nachuntersuchung bestehen müssen,
aber auch er dachte ausschließlich an die profitablen
Welpen und niemand kümmerte sich um Finas Befinden – ihr Wohlergehen war
unwichtig. Diese Einstellung kostete Fina ein Bein, und es hätte auch das Leben
sein können!
Sie erholt sich jetzt in Kanada gut; sie hat es so sehr
verdient, endlich einmal verwöhnt zu werden! Schon bald wird sie mit ihren
Brüdern herumrennen können, vielleicht nicht ganz so schnell, aber geliebt,
fröhlich und schmerzfrei – und das ist das Allerwichtigste.
Cobie