9/12/2016

FINA



Es gibt unterschiedlichste Arten von Tierquälerei und Vernachlässigung. Hier folgt die Geschichte von Fina, dem Galgo-Mädchen, das kostenlos im Internet angeboten wurde.
Vor zwei Jahren, als Fina zwei Jahre alt war, brach sie sich einen Oberschenkel; der Galguero erzählte, dass das beim Spielen passiert sei, was selbstverständlich gelogen war. Diese Lügengeschichte wurde mir aufgetischt, nachdem das Bein gebrochen war und der Galguero wusste, dass Fina nun nie mehr zur Jagd zu gebrauchen sein würde. Weil der Mann für die Hündin teuer bezahlt hatte, beschloss er, sie tierärztlich behandeln zu lassen und als Zuchthündin zu verwenden, um wenigstens ihre Welpen zu Geld machen zu können. Die notwendige Operation kostete 600 Euro, wobei der Tierarzt nach eigener Auskunft eine Platte und Schrauben einsetzte. Allerdings war die Behandlung ein völliger Fehlschlag, denn Fina litt weiterhin unter starken Schmerzen und zog aus diesem Grunde das betroffene Bein hoch, um es nicht zu belasten. Darüber hinaus hatte sie ständig einige kleine offene Wunden an den Stellen,  wo sich im Bein die Schrauben befinden sollten.
Der Galguero ging nicht wieder mit Fina zum Arzt, um ihren Beschwerden auf den Grund zu gehen, denn alles, was er wollte war, dass sie läufig wurde und die ersten Welpen warf.
Fina allerdings erwies sich als echtes weibliches Wesen und kam aufgrund von Schmerzen und Unbehagen nicht in Hitze, weshalb ihr Besitzer nach zwei Jahren das Handtuch warf und beschloss, die Hündin zu verschenken; sie hatte ihm ausschließlich Kosten verursacht und keinerlei Einkünfte beschert. Also wurde das Tier im Internet inseriert, wo wir sie entdeckten und beschlossen, sie in unsere Residencia in Valladolid zu holen, bevor sich das kranke Tier als unvermittelbar erwies und deshalb getötet würde. Bei uns wurde sie mit dicken, weichen Decken, gutem und leckerem Futter und viel, viel Liebe verwöhnt, was sie genoss –sie war unbeschreiblich lieb und dankbar, eine ganz außerordentlich entzückende Hundeperönlichkeit.
Inzwischen hatte auf der anderen Seite der Welt, um genau zu sein in Regina in der kanadischen Provinz Saskatchewan, ein Mann, der bereits zwei Galgos namens Piny und Canelo adoptiert hatte, Finas Bild im Internet entdeckt und beschlossen, dass er auch sie aufnehmen wollte. Er beabsichtigte, sie in einer kanadischen Spezialklinik untersuchen zu lassen und zu versuchen, ihren Zustand zu verbessern. Nach einer langen und komplizierten Reise kam Fina in Regina an, und zwei Wochen später wurden Röntgenbilder gemacht, deren Analyse Besorgnis erregte.  Die offenen Wunden hatten sich in der Zwischenzeit infiziert, vielleicht durch die beschwerliche Reise, und das Bein hatte sich nach zwei Jahren, in denen es nur hochgezogen worden war, derartig verändert, dass es inoperabel war. Es war absehbar, dass das Bein Fina auch in Zukunft nur Schmerzen und Beschwerden bereiten und niemals ein funktionierender Körperteil  sein würde. Also wurde die Amputation beschlossen; die Hündin würde ihr Bein eh kaum vermissen, denn es schmerzte sie und sie benutzte es seit Jahren nicht mehr.
Nur wenige Tage später erfolgte die Operation, denn die Infektion war schwer. Bei der näheren Untersuchung des abgenommenen Beins stellte sich heraus, dass die eingesetzte Platte aus einem Stück Plastik bestand und als Schrauben Kabelbinder verwendet worden waren, während für solche chirurgischen Zwecke ausschließlich Titan als Material eingesetzt werden darf. Es ist wirklich unglaublich! Kein Wunder, dass Fina starke Schmerzen hatte, denn ihr Körper wehrte sich gegen die ungeeigneten Materialien. Dieser Tierarzt sollte seine Zulassung verlieren! Er war nur hinter dem Geld her; Finas Besitzer hätte allerdings auf einer Nachuntersuchung bestehen müssen, aber auch er dachte ausschließlich an die profitablen Welpen und niemand kümmerte sich um Finas Befinden – ihr Wohlergehen war unwichtig. Diese Einstellung kostete Fina ein Bein, und es hätte auch das Leben sein können!
Sie erholt sich jetzt in Kanada gut; sie hat es so sehr verdient, endlich einmal verwöhnt zu werden! Schon bald wird sie mit ihren Brüdern herumrennen können, vielleicht nicht ganz so schnell, aber geliebt, fröhlich und schmerzfrei – und das ist das Allerwichtigste.
Cobie