6/26/2011

Meine zweite Scooby-Reise(25.05.11-30.05.11)

Meine erste Scooby-Reise unternahm ich 2009 mit dem eigenen Auto und war 22Std. unterwegs.Dieses mal bevorzugte ich das Flugzeug weil die Reisezeit doch erheblich kürzer ist und zudem noch wesentlich billiger!!Nach rd.2-stündiger Flugzeit waren wir schon in Madrid !!Somit stand für den eigentlichen Zweck der Reise mehr Zeit zur Verfügung und das in merklich ausgeruhterem Zustand !!!
Begleitet hat mich TA Karl S.,mit dem ich befreundet bin und der Scooby von Anfang an kennt und dort schon sehr häufig gearbeitet hat.


Unser Ziel war,bei Scooby im Medical-Center zu arbeiten.Karl war für die med.Versorgung der Hunde zuständig,ich zur Kontrolle der vorhandenen med.- techn.Gerätschaften.
Meine Erfahrungen und Eindrücke möchte ich deutlich zum Ausdruck bringen, sowohl die positiven,als auch die negativen.
Temperaturen von bis zu 36°C machten die Arbeit nicht leichter und die
Regulierung des eigenen Flüssigkeitshaushaltes war sehr wichtig.
Sehr erfreulich ist die grosse Spendenbereitschaft von sehr vielen Dingen zur med-Versorgung .Angefangen von Naht-und Verbandsmaterial,über chirg. Verbandsmaterial,über chirg.Instrumentarium,bis zu med.-techn.Geräten.Der Umfang dieser Geräte ist sehr umfangreich.Es gibt Mikroskope,Zentrifugen zur Blutuntersuchung,Spritzenpumpen,EKG-Monitore,Sterilisatoren und Narkosegeräte.
All diese Geräte sind in bester Absicht nach Scooby transportiert wurden.Aber ich musste auch feststellen,dass es viele Geräte gibt,die entweder gar nicht mehr funktionieren,oder nie funktioniert haben !! Auch existiert das Problem,dass es für alte Geräte keinerlei Betriebsanleitung gibt und somit kaum jemand in der Lage ist,ein Gerät in Betrieb nehmen zu können.Von den 3 Sterilisatoren(zur Sterilisation von chirg.Instrumentarium) funktionierten 2 gar nicht mehr!!
Das dritte Gerät arbeitet nur sehr eingeschränkt,weil ein Ventil defekt und der Timer ausser Betrieb ist. So bleibt für die Vets nur ein einziger,funktionierender Sterilisator übrig,der gegenüber den beiden OP-Räumen,im Lagerraum steht.
Das ist logischerweise viel zu wenig in Relation zu der Anzahl der zu sterilisierenden Instrumente. Entsetzt war ich darüber,dass Teile von einem sehr gut funktionierendem, mobilem Narkosegerät,mit brachealer Gewalt entfernt wurden,dieses Gerät somit irreparabel demoliert wurde.Die entfernten Teile wurden an ein
anderes Narkosegerät angeschweisst und dadurch ist ein „Mix-Gerät“ entstanden,zweier Hersteller !!Ich bin sehr froh darüber,dass es mir gelungen ist,aus dem demolierten Gerät und einem weiteren Narkosegerät des gleichen Herstellers,ein absolut funktionsfähiges,mobiles Narkosegerät zu machen.
Das hat mich sehr viel Zeit und Schweiss gekostet.Aber das war es wert,weil der in Scooby vorhandene Vet,sehr glücklich über dieses Gerät ist.
Liebe Leser !Für den Fall,dass jemand von Euch solche med.-techn. Geräte für Scooby besorgen kann,bitte versucht eine Bedienungsanleitung der entsprechenden Hersteller zu organisieren.(Viele Hersteller sind bereit dazu)
Ein ausgesprochen tolles Erlebnis war die Hundeschule,die an Samstagen stattfindet.Viele jüngere Menschen aus Medina kommen,um v.a. mit den Mischlingen zu trainieren.
Das erleichtert die Vermittlung,fördert den richtigen
Umgang mit Hunden,ist für die Hunde eine willkommene Abwechslung und sehr interessante Angelegenheit,aber auch für die Menschen ein Erfolgserlebnis, da sowohl Praxis,aber auch Threorie unterrichtet wird.
Für spanische Verhältnisse ist das ein enormer Fortschritt und den Initiatoren von Scooby gehört dafür ein ganz besonderer Preis verliehen.Denn nur durch so ein Umdenken kann eine nachhaltige Verbesserung im Umgang mit Hunden erreicht werden.
Diese Nachhaltigkeit müsste auch noch auf dem Gebiet der unkontrollierten Katzen und Hundevermehrung durchsetzen.Die irrsinnige Flut an „Nachschub“ ist einfach das grösste Problem und ist für sehr viele Tierschützer einfach frustrierend.
Ich habe es „live“ erlebt,dass eine Familie am Eingangstor eine hochträchtige Galga abgegeben hat.Sobald eine Hündin trächtig ist,wird es für die Besitzer unbequem und der Hund wird abgegeben,anstattVorsorge der Trächtigkeit zu treffen. Aber wenigsten wurde diese Galga nicht ausgesetzt oder sogar getötet.Also auch ein Fortschritt !Aber es wurde nicht nur ein Hund aufgenommen,sondern es wird gleichzeitig viele Welpen geben,die alle einen Platz brauchen. Durch aufmerksame Besuche der Innenstadt von Medina ,konnte ich auch sehen und erleben,wie Galgos in engen Hinterhöfen gehalten werden,andere Hunderassen,angebunden in dunklen Garagen,selten Tageslicht sehend, dahin vegetieren müssen.Hier fehlt es noch an Fortschrittlichkeit !
Bewegend waren meine Besuche in den einzelnen Paddocks. Soviel Galgos, einer schöner als der andere,bei den Mixen genau das gleiche Problem.
Soviel Hunde kamen freudig auf mich zu,glücklich darüber,gestreichelt und beschmust zu werden.Soviel Augen die flehend bitten:nimm mich mit,hol mich hier heraus.

Eine Auswahl zu treffen,zerreisst einem das Herz !Und gar keinen Hund nehmen zu können löst unendliche Traurigkeit aus.
Aber es waren auch sehr sehr viel,extrem scheue Hunde vorhanden,die in Panik vor Menschen flüchten.Diese Hunde sind eigentlich noch viel bedauernswerter. Es lässt sich nur sehr schwer erahnen,welche Schicksale und Erlebnisse sie erlebt haben mussten.Hinzu kommt die Schwierigkeit,dass ein solch traumatisiertes Tier kaum vermittelbar ist.
Es gab aber auch 2 Erlebnisse im Zusammenhang mit Hunden,die schlichtweg unglaublich erscheinen.Während Karl operierte und ich die Narkose steuerte, kam ein Pudel-Terrier-Mix in den Raum und forderte uns während unserer Arbeit auf,mit diesem zu spielen,seinen Tennisball uns vor die Füsse werfend !!
Erst als wir den Ball mit dem Fuss in Richtung Türe kickten,war dieser Wuschel zufrieden,d.h. Er kam natürlich sofort wieder um weiterzumachen !!! Der zweite Hundebesuch während laufender Operation,wurde durch eine sehr zierliche und extrem freundliche Staffordshire-Terrier-Hündin gemacht. Sie begrüsste uns freundlich,nachdem wir sie verbal begrüsst hatten und wollte
von uns gestreichelt werden.Als sie bemerkte,dass wir keine Zeit für sie hatten, legte sie sich unter den OP-Tisch und schlief friedlich grunzend so lange,bis wir fertig waren !!
Erwähnen möchte ich noch den sehr freundlichen Umgangston der angestellten und der freiwilligen Helfer in Scooby.Es trafen x-verschiedene Nationaltäten aufeinander und wir verständigten uns meist in 3 Sprachen,was natürlich sehr lustig war.
Müde nach einem langen,heissen Arbeitstag trafen wir uns alle in Medina um gemeinsam etwas zu Essen und Trinken.Dieser natürliche und lustige Abend wird mir in Erinnerung bleiben und ist beispielhaft,wie einfach es sein könnte, eine internationale Gemeinschaft bilden zu können.

Schon vor meinen Scooby-Reisen wurde ich immer wieder gefragt,warum ich mir denn das „antun“würde und Urlaubstage dafür hergebe. Meine Antwort war und ist immer die Gleiche.Nur wer die Situation vor Ort kennengelernt hat,diese verstehen kann,das eigene Hintergrundwissen stetig erweitert,kann glaubhaft über den Tierschutz im Ausland berichten und fundierte Informationen weitergeben.Auch die Einschätzung,welche Bedürfnisse bei der Vor-Ort-Hilfe erforderlich sind,können nur durch solche Aktionen erkannt werden.

Eines steht für mich mit Sicherheit fest ! Es war nicht mein letzter Besuch
bei Scooby
02.06-11
Hartmut Benzing