Von Sonja A. Buholzer und Stephan Nyffenegger-Buholzer
Wir sind Flugpaten für New Graceland. Werden drei Hunde von Scooby Medina von Madrid aus nach Zürich bringen. Startklar stehen wir am Flughafen und warten auf Paco, Faraon und – Donna. Mit der uns bekannten Vorfreude sind wir diesmal ganz besonders gespannt. Denn diese Dona, wie sie damals hiess, begegnete mir im Internet auf der Scooby-Seite. Eine gross scheinende Sevillanerin, mit **-Trauma markiert, mit einem Blick, der mich so tief berührte, dass ich sie immer wieder ansah. Und bemerkte, dass sie seit 2.5 Jahren in Scooby darauf wartete, eine eigene Familie zu bekommen. Und nun – reserviert für New Graceland – unserem grossen Wunsch entsprochen wurde, diese Galga – mit uns nach Zürich nehmen zu können. Gespannt waren wir beide, ungläubig, als die drei Galgos am Flughafen ankamen. Da waren sie, der dunkelgestromte Faraon, der kussgebende Paco und – die kleine zierliche gestromte Donna, die von beiden Jungs beschützt, fast geisterhaft ins Nichts schaute. Sie war es. Ich nahm sie in den Arm, unsere Blicke begegneten sich, um mich war es geschehen, Liebe auf den ersten Blick. Auch mein Mann, gerade noch sehr absorbiert von den beiden Jungs Faraon und Paco, schmunzelte sie an. Wir waren uns sogleich einig: mit einem SMS an Evelyne Bader – Evelyne, wir adoptieren Donna! – war der Vertrag im Himmel bzw. am Flughafen Madrid geschlossen worden. Von nun war alles klar.
Donna Paco Faraon: Wir zwei Flugpaten mit unserer zierlichen Donna und Paco und Faraon im Vordergrund
Ein perfekt organisierter Rückflug mit Air Berlin, Zwischenlandung Mallorca. Eine perfekte Landung in Zürich mit den einzubürgernden Jungs mit Girl. Eine Evelyne, die am Flughafen Zürich schmunzelte und meinte, in all den Jahren sei es ihr noch nie passiert, dass „Amors Pfeil“ sogar noch vor dem Flugzeug in Zürich ankam! Donna besuchten wir von da an jeden zweiten Abend in Bilten, bis wir schliesslich unser Mädel zu uns für immer nach Hause holen konnten. Alles war neu für sie. Sogar Blumen. Lift. Treppenstufen. Ein eigener Garten. Ein grosses weiches Bett mit vielen Kissen. Leckerbissen. Zärtlichkeit. Liebe.
im eigenen Garten endlich das Leben geniessen!
Ihr Leben war eine einzige Katastrophe gewesen, bis sie dreimal gerettet wurde.
Und sie steht mit ihrer Geschichte als Botschafterin für viele andere Galgos und ihre Retterinnen und Retter. Deshalb ist sie so berührend. Schauen wir sie an.
Donna hat ein Schicksal hinter sich, das von rund 1000 Hunden nur gut 280 überlebten. Sie ist Opfer des europaweit berüchtigten Falles „El Cuervo 2007“. Die Geschichte, wonach ein älterer Mann (Antonio) Hunde sammelte (auch 2008 und 2009 wurde er wieder erwischt dabei) und so komplett überfordert zu einem der schlimmsten Tierschutzfälle Spaniens wurde. Gegen 1000 Hunde soll er über Jahre hinweg gesammelt haben. Solange, bis Tierschützer dies entdeckten. Die Alarmglocken läuteten und auch Scoobys Gründer Fermin mit seinen Leuten in mehreren Transporten unter Hilfe der spanischen Polizei (Guardia Civil) jene Galgos und andern Hunde holten, die noch mehr lebendig als tot waren.
Wir haben den Fall über Donnas Geschichte auch dank Hartmut Benzigs Recherchen erfahren und sind bis heute schockiert darüber. Umso mehr, als sich der Fall wiederholte.
Binichnichtschön! … und dem eigenen Sofa mit Lieblingstier im Arm geborgen sein
Auf Scooby Medinas Archivseiten 2007 liest man die detaillierten Fälle nach und findet mehrere Filme zur dramatischen Rettung aus El Cuervo. Was sich hier präsentiert, ist kaum auszuhalten. Zeckenübesäte, bereits tote und halbtote Hunde, an dicken Ketten angekettete Hunde, solche, die ohne Tageslicht in Bunkern im eigenen Kot und komplett agemagert vegetierten, deren Junge bereits gefressen wurden und Schreckliches mehr. Mutige Leserinnen und Leser schauen sich den schockierenden, doch auch eindrücklichen Rettungsfilm an, denn er zeigt, wie stark unsere Galgos sind. Wie sehr sie am Leben hängen, wie unglaublich klug sie zu überleben wissen. Welche Helden sie sind, wenn sie es sein dürfen. Scooby hat hier grossartige Hilfe geleistet. In mehreren Transporten holte man die Galgos raus, wo immer es noch Leben gab.
… und einen Brotkranz aufstöbern, nach Hause tragen und dann lachend reinbeissen!
Auch unsere Donna wurde von Fermin und seinen Leuten im Dezember 2007 gerettet.
Schwerst traumatisiert wurde sie in Scooby Medina medizinisch versorgt. Keine Mittelmeerkrankheit, Hoffnung. Auf Bildern sieht man, dass sie unter dem linken Arm zwei schwere Einstichnarben hatte, die auch auf gutem Weg waren. Viele Narben zeugen heute noch von dieser Zeit. Monate später wurde sie als Opfer einer Mobbying-Attacke in die Hüfte gebissen, Operation.
Donna war wieder stark. Sie überlebte auch dies dank hervorragenden Menschen. Doch ihr Blick ging nach innen. Nicht mehr auffallen, unsichtbar werden. Das war der Blick, der mir von den Bildern bekannt war. Doch sie ist bildschön, zierlich. Auffallend auch heute noch ist ihr Hängebäuchlein, das wohl verrät, weswegen sie überlebte in Antonios Gegenwart: Ihre hübschen Babies könnten Geld gebracht haben, viel Geld…;
Am 31. Januar 2009 stand sie nun am Flughafen Madrid. Bereit für ein neues Leben. Wir hielten sie in den Armen. Als sie in der Box bereit war für den Transport zum Flugzeug, erhob sie sich, blickte uns durch die Gitterstäbe an und ihr Blick traf den unseren: „Wir sehen uns bald wieder, Donna, das versprechen wir Dir!“ flüsterte ich ihr zu. In Zürich dann hielten wir die Boxen nach kurzem Warten auf Schweizer Boden in Händen. Faraon, Paco und - Donna – waren gut in der Schweiz gelandet. Und wieder blickten uns beide Donnas Augen gross an. Mein Gott, wie man sich verlieben kann in diese tiefen Augen, dachte ich.
Als die drei mit Evelyne und New Graceland zuerst einmal nach Bilten abfuhren, waren wir andere Menschen als vor der Abreise nach Madrid. Donna hatte bereits einen grossen Platz in unserem Herzen. Einige Monate nach dem Alterstod unserer über alles geliebten Hundedame Changa, auch ein Tierschutzfall, (sie war gegen 14 Jahre alt), durften wir unsere Liebe dieser Galga schenken.
Donna ist heute ein Mädel, das sich schrittweise wie eine Blumenknospe zu öffnen begann. Ihr erstes Lächeln vergessen wir nicht. Ihr breites Sieger-Grinsen, als sie Monate später einen Krustenkranz am See fand, den man beim Picknick wohl vergessen hatte. Als sie nach der ersten Reha-Behandlung erstmals schwänzeln konnte, und den Hals, an welchem früher wohl eine Kette hing, leichter bewegte, den Kopf höher trug und die Augen immer mehr öffnen konnte, erkannten wir den Schalk in ihrem Blick: ungebrochen lebensmutig, stolz, stark und schön. Sie, die dank hohem Zaun täglich über den Rasen flitzt, die gelernt hat, zu geniessen und uns zeigt, wie stark sie ist. In nur einem Jahr wurde sie zur lustigen Nestbauerin, zur witzigen Fang-mich-Chefin, zur erlesenen Feinschmecker-Expertin und Berg-Führerin mit andern Hunden. Ihre Hüfte ist gut verheilt, trotz einer weiteren Operation in der Schweiz.
Donna – stolz, stark und schön
Sie hatte Engel und ist ein Engel, der dreimal gerettet werden musste, weil sie ein „Healing Dog“ ist, wie uns Sandra von Scooby schon sagte.
Weil sie so viel Liebe schenkt, dass sie Menschen entzückt. Und weil sie nicht nur mit ihrer Güte und Wärme so dringend auf dieser Welt Lichter entzündet, sondern es auch verdient hat, viele Jahre mehr Freude und herzliche Liebe zu empfangen, wie sie leiden musste in Spanien.
Wir danken allen Scooby-Rettern, Hartmut Benzig, Karin Meier und dem ganzen New Graceland-Team. Eine grossartige Arbeit für grossartige Seelen.
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Unendlich trauriger Nachtrag: Am 17. April 2011 stirbt unsere über alles geliebte Donna. Unseren verzweifelten Kampf gegen den bösartigen Spindelzell-Tumor im Schulterbereich, den sie schon mitbrachte, haben wir alle verloren. Wir versuchten, den Regenbogen zu biegen, die Schussfahrt zu stoppen, haben gekämpft mit drei Operationen, mit allen Mitteln der Alternativmedizin - und immer wieder gehofft. Dann mussten wir Dich, unser Mädel, gehen lassen, weil Deine Schmerzen jede Hoffnung nahmen.
Donna: Du warst unser Engel auf Erden. Hast uns alle verzaubert. Und ich fand einen Eintrag, der perfekt passt: „Als man im Himmel am Palmsonntag 2011 Inventur machte, stellte man fest, dass ein grosser Engel fehlte.“ Man fand diesen Engel… bei uns. Wir sind so unendlich traurig und dankbar zugleich, dass wir uns diesem Leben gefunden haben, dass wir Dich für 15 Monate bei uns haben durften.
Wir lieben Dich in alle Ewigkeit, unser wundervolles Geschenk des Himmels, weise und magische Donna. Deine Familie.
Sonja, Stephan, Eltern und Kevin