2/02/2016

Ein sehr langer Tag


Um 3:00 Uhr früh klingelte der Wecker – der Start in einen sehr langen Tag. Zuerst musste ich von Salamanco aus nach Medina del Campo, um den Lieferwagen abzuholen, in dem wir die Hunde zum Tierheim transportieren wollten. Die erste Hürde, die uns aber nicht lange aufhielt, bereitete uns das Auto, in dem ich nach Medina fuhr – es hatte einen Getriebeschaden nur 27 km vor Medina, also haben wir um 3:45 die Straßenwacht allarmiert und um 5:00 war alles wieder ok und ich konnte den Lieferwagen holen, der uns nach Sevilla, Huelva, Badajoz und Caceres bringen sollte und zurück nach Medina del Campo – ein Trip von über 1600 km.
Um 8:15 erreichten wir unsere erste Station, Santiponce, hier übergaben uns eine Mutter mit ihrer Tochter und zwei weiteren Mädchen 6 Galgos. Einer von ihnen hatte eine gebrochene Schulter, einer war noch ein Welpe von etwa 6 Monaten, sie hatten ihn gefunden als er noch sehr klein war und mit der Flasche aufgezogen. Traurige Momente der Hoffnung, als wir die ersten Hunde einer langen Liste bekamen.

Um 11:00 der zweite Stopp, Sevilla. Hier sollten wir 12 Galgos übernehmen, aber 9 von ihnen konnten uns nicht übergeben werden, ihr Galgoero war nicht einverstanden. Ich sehe noch immer das Gesicht des Mädchens und ihre Tränen, wenn sie an das Schicksal der 9 dachte. Wir wollten alles tun, um in Kontakt zu bleiben, damit wir sie vielleicht später noch einsammeln könnten – aber es hat leider nicht geklappt.

12:40, Ankunft in Ingueros, Huelva, wo jemand den ich kenne uns erwartete. Weitere 7 Hunde. Wir sind noch zum Hundehaus gefahren für 10 Podencos, die wir dort herausholen sollten. Eine halbe Stunde später waren wir dort, und, Überraschung – keine Spur von diesen 10 Hunden! Wir tun alles, um dort so viele Hunde wie möglich herauszuholen und an dieser Stelle möchte ich meine Reisebericht unterbrechen um die schrecklichsten Bilder zu beschreiben, die ich je gesehen habe, seit ich angefangen habe, für den Tierschutz zu arbeiten.
Wo immer ich hingesehen habe, ich habe Hunde gesehen, die nur noch Haut und Knochen waren. Ich sah Räude, Angst, Räude, noch mehr Räude. 5 große Hunde mit zwei Futterrationen, die gerade für einen Chihuahua gereicht hätten, noch mehr Skelette und noch mehr Räude. Himmel, ich dachte daran, wie gut es unseren Hunden im Tierheim geht (jetzt, während ich dies schreibe, treibt es mir die Tränen in die  Augen). Ich sah einen Pitbull, der nur noch dem Namen nach ein Pitbull war, er sollte um die 35 kg wiegen, wog aber höchstens 7 und er hatte eine gräßliche Wunde am Hinterteil, war in einer entsetzlichen Verfassung und ich fragte mich, wo an diesem gottverlassenen Ort die Tierärzte waren? (Am Ende unserer Fahrt wurde mir berichtet, dass der Hund gestorben war – sicher vor Hunger). Wir schauten noch in Zone 6, was noch schlimmer war. Dort vegetierten zwei Skelette, die eine hatte gerade geworfen, die andere, eine Bodeuera, war hochträchtig. Ich weiß nicht, wie sich die Welpen überhaupt auf den Beinen halten konnten, sie waren so hungrig und dass die Bodeguera trächtig war, konnte man nur an dem vorstehenden Bauch erkennen, der aus den blanken Rippen stak. Was sollte aus ihr und ihren Welpen werden? Noch mehr Räude und Hunger? Was geschieht hier? Ich musste mich zusammenreißen, denn das Mädchen, das mit mir unterwegs war, konnte nicht aufhören zu weinen. Wir versuchten, so viele wie möglich herauszuholen, aber nur die mit Chip konnten gehen… ganz schlau, von rund 200 können wir nur den einen mit Chip herausholen, natürlich zahlten wir auch die entsprechende Steuer. Ich habe nichts zu den Verantwortlichen dort gesagt, denn ich wollte auf keinen Fall die Arbeit des Mädchens dort ruinieren, sie würden sie sonst nicht mehr hereinlassen und sie könnte ihre wertvolle Arbeit nicht fortsetzen: So viele Hunde wie möglich davor zu bewahren, getötet zu werden (was vermutlich exakt mit den 10 Podencos passiert ist). Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise kein Blatt vor den Hund nehme aber in diesem Fall musste ich mich beherrschen. Ich habe diesen Ort verlassen in der Hoffnung, dass unsere liebe Freundin nochmal zurück gehen würde zu der trächtigen Bodeguera (während ich dies schreibe kam die Nachricht, dass sie inzwischen ihre Welpen geboren und aufgefressen hatte – unter diesen Umständen völlig nochmal, sie musste etwas essen).
16:45 kurzer Stopp bei Badajoz, sauber und gut organisiert von den Verantwortlichen dort, 11 Galgos, von denen nur einer in schlechter Verfassung war.
18:00 Caceres, hier warteten 2 Mädchen mit 4 Galgos auf mich. Sie hatten Sorge, denn bei unserem letzten Besuch am 25.Dezember konnten wir die 10 Hunde, die sie eingesammelt hatten, nicht mitnehmen, entsprechend glücklich waren sie nun, uns heute diese 4 übergeben zu können.
Um 21:00 waren wir zurück im Tierheim und konnten jeden Hund an seinen Platz im entsprechenden Zwinger verteilen…18 Stunden später bin ich zufrieden mit der Arbeit, die wir zusammen in den verschiedenen Städten erledigt haben, aber ich bleibe zurück mit einem schalen Gefühl im Mund wegen der 9 Galgos, die wir nicht mitnehmen durften und wegen der entsetzlichen Bilder, die ich im Hundehaus gesehen habe.
Danke, Scooby, dass ich ein Teil Deiner großer Familie sein durfte – und ich hoffe für ein bessere Leben für die Tiere
Hoober


VIDEO: https://www.youtube.com/watch?v=u_3TI_CKgVg&feature=youtu.be