4/18/2013

Nun gut...



es ist schon eine Weile her, dass ich euch eine Geschichte erzählt habe, aber die Wahrheit ist, dass ich - neben der Tatsache, dass ich die Osterwoche frei genommen hatte - jede Menge anderer Dinge zu tun hatte. Ich mache weiter und weiter und sollte mich besser mal fokussieren. Ich wollte euch nur mitteilen, dass wir 200 Hühner aus einem Hühnerstall gerettet haben. Die typische Sorte Hühner, die unter schrecklichen Bedingungen gehalten werden, nur um Eier zu legen. Die Art Hühner, die ihr ganzes Leben in einem Käfig leben und dann, wenn sie nicht mehr rentabel sind, ins Schlachthaus kommen, was für sie die einzige und letzte Möglichkeit ist, einmal das Sonnenlicht zu sehen.
Um euch die Wahrheit zu sagen: Dies ist eine Rettungsaktion gewesen, auf die ich besonders stolz bin. Früher habe ich nie verstanden, warum es so wichtig ist, Hühner zu retten. Es scheint mir ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Wir haben 200 gerettet, aber an diesem Ort wurden eine Million geopfert! Ich bin zu einem Hühner-Fan geworden, weil nun, obwohl es nur 200 Hühner sind, zumindest diese 200 Tiere frei herumlaufen können, die Sonne und den Boden genießen und die Gesellschaft der anderen Hühner und sogar die eines Hahnes, der natürlich der Glücklichste unter allen ist.
Es war für mich sehr bewegend, Teil des Teams zu sein, das - trotz der Selbstsucht zu der wir Menschen fähig sind - diese Tiere in ein natürlicheres Leben entlassen hat. Teil zu haben an ihrer Wiederentdeckung der Freude. Sie kamen mit uns in ihren kleinen Käfigen und verhielten sich wie “Eier-Macher”, nicht wie Tiere. Wir brachten sie hierher und öffneten ihre Käfige, aber sie wollten nicht raus, sie konnten noch nicht mal laufen. Ich öffnete ihre Käfigtüren und dachte, sie würden loslaufen auf der Suche nach Freiheit, aber weit gefehlt.
Sie hatten ihr ganzes Leben in einem Käfig verbracht und konnten nicht laufen. Wir ließen sie raus (viele von ihnen hatten keine Federn mehr), und wo immer wir sie hinsetzten, blieben sie beieinander und waren still und ängstlich.
In den letzten Tagen hat es wie aus Kübeln gegossen in Medina, aber sie haben keinen Schutz vor dem Regen gesucht in den Unterständen, die wir für sie aufgestellt hatten.
Stattdessen brachten Simonetta und ich sie einzeln in das Hühnerhaus, ganz durchnässt. Dort blieben sie mehrere Tage  und fingen langsam an, zu lernen. Zu Anfang wussten sie nicht, wie man auf eine Stange kommt, um sich auszuruhen. Sie pressten sich eng aneinander, um Schutz und Wärme zu haben. So viel Wärme, dass wir 20 Tiere verloren haben durch Erdrücken und Ersticken. Sie hatten sogar das Brüten ihrer Eier verlernt und all ihre tierischen Instinkte. Darüber hinaus hat sich ein Huhn, das ein verrenktes Beinchen hatte und deswegen für eine Woche in das Hühnerhaus kam, überhaupt nicht bewegt.



Zum Glück ist “Mutter Natur” weise und hat sich dieser Sache angenommen: Viele der Hühner leben jetzt schon seit einigen Wochen bei uns und benehmen sich wieder ganz natürlich. Wenn sie mich reinkommen sehen, laufen sie mit gespreizten Flügelchen hinter mir her, weil sie wissen, dass ich ihnen Futter bringe. Sie scharren am Boden, legen sich hin, heben ihre Flügel an, um Wärme zu bekommen, nehmen Bäder im Sand, klettern auf die Stangen, legen Eier in ihre Nester, singen, essen Gras und werden vom Hahn bestiegen, wobei sie nicht wissen, was das soll und für was das gut ist. Kein Huhn ist mehr gestorben. Und wenn ich hereinkomme, begrüßen sie mich und - es mag komisch klingen - aber ich sehe ein Lächeln auf ihren Schnäbelchen und ein Leuchten in ihren Augen. Es ist vielleicht verrückt, aber ich glaube, dass sie nun glückliche Hühner sind, die es mir jedes Mal zeigen, wenn ich sie sehe. 



Man kann sagen, dass wir jetzt Hühner adoptiert haben. Ich bin stolz, sie glücklich zu machen und ihnen ein wenig von dem zurückzugeben, was sie für uns getan haben und tun. Ich bin ein Hühner Fan! Ich bekomme so viele Bisse, Umarmungen, Schnurrer, Ablecker und jetzt auch noch glückliches Gackern!
Fermin
P.S. Das hinkende Huhn übrigens lebt noch - es sieht lustig aus, wenn es auf einem Beinchen von einer Stelle zur anderen hüpft. Der aktuelle Stand ist, dass es wieder Federn bekommt, die sehr witzig aussehen.