Heute
erhielten wir einen Anruf wegen eines Galgowelpen, der auf der
Autobahn angefahren worden war. Die
Person, die angerufen hatte, sagte, dass er neben der Fahrbahn
zusammengerollt liege,
unbeweglich, mit einem gebrochen Bein. Der Anrufer hatte ihn
nicht selbst
gesehen, sondern war von jemand anderem verständigt worden,
der dort
vorbeigefahren war.
Wir machten
uns sofort auf
den Weg, um nach ihm zu suchen, aber wir konnten ihn nicht
finden. Wir fuhren
mehrfach auf der Betriebsstraße, die neben der Autobahn
verläuft, auf und ab,
aber nichts.
Schließlich
beschlossen wir,
auf die Autobahn zu fahren, um die Suche aus einer anderen
Perspektive
fortzusetzen, und nach ein paar Kilometern fanden wir Blut auf
der Fahrbahn,
viel Blut, aber keinen Hund.
Wir fuhren
wieder auf die
Betriebsstraße, hielten dort an, wo wir das Blut gesehen
hatten, und
durchquerten das Buschwerk neben der Autobahn, um an die
Stelle zu kommen, von
der wir glaubten, dass dort der Unfall passiert gewesen sein
musste.
Was wir
fanden, war schrecklich. Blutspuren, die wir uns nicht
erklären konnten und die darauf
schließen ließen, dass dort mehr als ein Tier überfahren
worden war oder dass
ein und dasselbe Tier mehrfach überfahren worden war. Aber wir
fanden keinen
Körper.
Der erste
Aufprall musste
auf der Überholspur geschehen sein; dort befanden sich blutige
Schleifspuren,
die zum Fahrbahnrand führten.
Ein paar
Meter weiter auf
der Überholspur fanden wir Anzeichen für einen zweiten
Aufprall und weitere
Schleifspuren zum Rand der Fahrbahn hin, Hautstücke, Fasern,
Blut, in einem
Zickzack entlang des Fahrbahnrandes, viele Meter, bis sie
schließlich
verschwanden. Immer noch keine Spur von einem Körper.
Wir dachten,
dass das
Betriebspersonal der Autobahn den Körper bereits entfernt
hätte und waren schon
im Begriff zu gehen, als wir noch ein allerletztes Mal in dem
etwas weiter
entfernten Gestrüpp nachsahen.
Und dort
fanden wir ihn,
fürchterlich zugerichtet, mit zertrümmerten Knochen, die Haut
abrasiert. Er war
noch nicht lange tot. Fallengelassen oder in einen Busch
geworfen, wie Müll.
Wir nannten
ihn Rainbow.
Der Rainbow
von heute ist
nur einer von ihnen, aber dort draußen gibt es viele Rainbows.
Sie kommen und
gehen, ohne dass irgendjemand etwas für sie empfindet oder
Verantwortung für
ihr Leben oder ihren Tod übernimmt.
So viele sind
für seinen Tod
verantwortlich!
Zuallererst
sein Galguero,
der ihn seinem Schicksal überlassen und damit sein Todesurteil
gefällt hat.
All
diejenigen, die ihn
herumwandernd gesehen haben, noch unverletzt oder bereits
verwundet.
Diejenigen,
die ihn in den
frühen Morgenstunden verletzt gesehen hatten und Stunden
gewartet haben, bevor
sie uns zu Hilfe riefen.
All
diejenigen, die ihn
verletzt gesehen haben, ohne irgendetwas zu unternehmen.
Derjenige,
der ihn zuerst
überfahren hat und ihn in seinem Elend zurückgelassen oder ihn
sogar über die
Fahrbahn geschleift hat.
All
diejenigen, die ihn in
seinem Leid zusammengerollt gesehen haben.
Derjenige,
der ihn zum
zweiten Mal überfahren und ihn noch einmal über den Asphalt
geschleift und
seinen Körper blutig, gehäutet und in Todesangst
zurückgelassen hat.
All
diejenigen, die nichts
getan haben, um ihm zu helfen.
Ich sah ihn
erst, als es
schon zu spät war, und ich schaffe es nicht, das Bild dieses
armen, kleinen
Mäuschens aus meinem Kopf zu bekommen, wie er da am
Straßenrand zusammengerollt
liegt, voller Angst und verzweifelt. Ich mag mir den Schmerz
und die Angst, die
er hatte in all den Stunden, die vergingen, ohne dass jemand
etwas unternahm,
nicht vorstellen. Ich kann die Schuld, die ich empfinde, nicht
abschütteln, die
Schuld darüber, dass wir ihm nicht helfen konnten, und ich
frage mich, was für eine
Art Mensch man sein muss, um ein anderes Lebewesen überfahren
und es dann in
seiner Qual einfach so zurücklassen zu können, um dann, mit
sich selbst im
Reinen, weiterzuleben.
Willkommen
zum Beginn der
Jagdsaison in Spanien 2015!
Simonetta
Simonetta