Als ich dieser Tage auf dem Gelände spazieren ging, dachte ich, dass meine
Rolle als ständiger Misantroph langsam etwas ermüdend wird: Immer nur schauen,
welche schlechten Dinge ich verändern oder verbessern kann – insbesondere, wenn
es um den Tierschutz geht- und dann dafür immer kritisiert zu werden, meistens
unberechtigt. Manchmal wäre ich gern schlicht und einfach wie jeder andere
Tierfreund: Ab und zu ein verlassenes Tier retten und dann die Tierrettung
anrufen, damit sie kommen und es holen. Denn an dieser Stelle endet der Job des
Tierfreundes und er ist ziemlich stolz auf das, was er getan hat: Er hat ein
Tier gerettet.
Wenn Du aber diesen Tierfreund um eine Spende bittest, ist er plötzlich
nicht mehr der Tierfreund, der er vorgibt zu sein und er beschimpft Dich
stattdessen mit Vorwürfen wie: „Ihr
nennt Euch Tierschützer? Und dann sowas? Aber keine Sorge, die ganze Welt wird
es erfahren!“ Die gleiche Reaktion kommt von Tierhaltern, die ihr Tier im
Refugium abgeben wollen. Sie machen sich offenbar nicht klar, dass das Tier,
das zu Scooby kommt, uns erst wieder verlassen wird wenn es ein Zuhause
gefunden hat – und zwar geimpft, gechipt, parasitenfrei, kastriert/sterlisiert
und mit einem Heimtierausweis ausgestattet. Und offenbar realisieren sie auch
nicht, dass es inzwischen täglich fressen und dieses Fressen wieder ausscheiden muss und dass jemand da
sein muss, der es füttert und der hinter ihm sauber macht.
Manchmal ist es besser, nicht darüber nachzudenken, denn jeder kommt zu
Scooby und will etwas von uns und ich persönlich bin es manchmal leid, immer
der böse Junge zu sein, der dann jemandem den Eintritt verweigert. Aber es
kommt einfach vor, dass ich so pragmatisch sein muss - Scooby muss auch in den
nächsten Jahren überleben und das bedeutet manchmal, harte Entscheidungen zu
treffen. Ich würde liebend gern alle Tiere auf der ganzen Welt retten, aber
wenn ich meiner Verantwortung gerecht werden will, habe ich keine andere Wahl
als auch einmal „nein“ zu sagen und das ist alles andere als einfach.
Es ist viel einfacher, einen Hund aufzusammeln und ihn in das Refugium zu
bringen, wo man sich um ihn kümmert – ohne sich darüber Gedanken zu machen,
dass an dem Tag 10 –12 Leute das gleiche tun. Wer sich weigert ihn aufzunehmen,
ist der Böse und ich wäre manchmal gern komplett frei von jeglicher
Verantwortung, aber es ist nun einmal so, dass wir bei Scooby gerade eben sehr
verantwortungsvolle Leute sind. Wir versuchen immer wieder, unsere Möglichkeiten
bis zum Limit auszudehnen, aber wir werden niemals so weit darüber gehen, dass
unsere gesamte Organisation zusammenbricht. Also fürchte ich, bleibt uns auch
in Zukunft keine andere Wahl.
Küsse, Umarmungen, Knabber und verantwortungsvolle Schlabber
Fermin