3/10/2014

Gedanken an einem regnerischen, windigen Tag



Als ich dieser Tage auf dem Gelände spazieren ging, dachte ich, dass meine Rolle als ständiger Misantroph langsam etwas ermüdend wird: Immer nur schauen, welche schlechten Dinge ich verändern oder verbessern kann – insbesondere, wenn es um den Tierschutz geht- und dann dafür immer kritisiert zu werden, meistens unberechtigt. Manchmal wäre ich gern schlicht und einfach wie jeder andere Tierfreund: Ab und zu ein verlassenes Tier retten und dann die Tierrettung anrufen, damit sie kommen und es holen. Denn an dieser Stelle endet der Job des Tierfreundes und er ist ziemlich stolz auf das, was er getan hat: Er hat ein Tier gerettet.
Wenn Du aber diesen Tierfreund um eine Spende bittest, ist er plötzlich nicht mehr der Tierfreund, der er vorgibt zu sein und er beschimpft Dich stattdessen mit Vorwürfen wie:  „Ihr nennt Euch Tierschützer? Und dann sowas? Aber keine Sorge, die ganze Welt wird es erfahren!“ Die gleiche Reaktion kommt von Tierhaltern, die ihr Tier im Refugium abgeben wollen. Sie machen sich offenbar nicht klar, dass das Tier, das zu Scooby kommt, uns erst wieder verlassen wird wenn es ein Zuhause gefunden hat – und zwar geimpft, gechipt, parasitenfrei, kastriert/sterlisiert und mit einem Heimtierausweis ausgestattet. Und offenbar realisieren sie auch nicht, dass es inzwischen täglich fressen und dieses Fressen wieder ausscheiden muss und dass jemand da sein muss, der es füttert und der hinter ihm sauber macht.
Manchmal ist es besser, nicht darüber nachzudenken, denn jeder kommt zu Scooby und will etwas von uns und ich persönlich bin es manchmal leid, immer der böse Junge zu sein, der dann jemandem den Eintritt verweigert. Aber es kommt einfach vor, dass ich so pragmatisch sein muss - Scooby muss auch in den nächsten Jahren überleben und das bedeutet manchmal, harte Entscheidungen zu treffen. Ich würde liebend gern alle Tiere auf der ganzen Welt retten, aber wenn ich meiner Verantwortung gerecht werden will, habe ich keine andere Wahl als auch einmal „nein“ zu sagen und das ist alles andere als einfach.
Es ist viel einfacher, einen Hund aufzusammeln und ihn in das Refugium zu bringen, wo man sich um ihn kümmert – ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass an dem Tag 10 –12 Leute das gleiche tun. Wer sich weigert ihn aufzunehmen, ist der Böse und ich wäre manchmal gern komplett frei von jeglicher Verantwortung, aber es ist nun einmal so, dass wir bei Scooby gerade eben sehr verantwortungsvolle Leute sind. Wir versuchen immer wieder, unsere Möglichkeiten bis zum Limit auszudehnen, aber wir werden niemals so weit darüber gehen, dass unsere gesamte Organisation zusammenbricht. Also fürchte ich, bleibt uns auch in Zukunft keine andere Wahl.
Küsse, Umarmungen, Knabber und verantwortungsvolle Schlabber
Fermin